VON CLOUD BASIERTEN APPS, ROBOTERN, KRYPTOWÄHRUNG, FEMINISTISCHER KUNST UND DER ZUKUNFTSFÄHIGKEIT DER KATHOLISCHEN KIRCHE – 5 Abiturientinnen und Abiturienten berichten von ihrem freiwilligen 5. Abiturfach

Als Abiturient setzt man sich im Laufe seiner Schullaufbahn mit einer Vielzahl verschiedener Thematiken und Sichtweisen auseinander, die oftmals nicht das gesamte Spektrum an Interessensbereichen abdecken können. 

Was macht man also, wenn man eine bestimmte Vision verfolgt, die sich in erster Linie nicht mit dem vorgegebenen Lehrplan vereinbaren lässt? Eine besondere Möglichkeit der Auseinandersetzung bietet seit einigen Jahren das freiwillige 5. Abiturfach, das oftmals als „Besondere Lernleistung“ bezeichnet wird. 

In jedem Abiturienten stecken schließlich individuelle Fähigkeiten, Interessen und Visionen, in denen ein unglaubliches Potential stecken kann.  Um dieses Potential für das weitere Leben entwickeln zu können, haben sich daher in diesem Jahr 5 Abiturientinnen und Abiturienten des Städtischen Gymnasiums Sundern dazu entschieden, im Rahmen einer eines freiwilligen 5. Abiturfachs, persönliche Thematiken fächerorientiert theoretisch als auch praktisch auszuarbeiten. 

Die Besondere Lernleistung als Teil der Abiturprüfung setzt sich in den meisten Fällen aus einer praktischen und einer theoretischen Ausarbeitung, sowie einer abschließenden mündlichen Prüfung zusammen. Da mit ihr ein sehr persönlicher Prozess verbunden ist, erstreckt sich der Bearbeitungszeitraum meistens über ein gesamtes Jahr. Ideen werden zusammengetragen, Visionen strukturiert und am Ende in die Tat umgesetzt. Hinter vielen der Abiturienten liegt daher am Ende eine ziemlich aufregende Zeit, auf die sie nun umso stolzer zurückblicken können. 

Juri Kembügler, Linus Bierhoff und Niklas Walla entschlossen sich jeweils im Fach Informatik dazu, ihre eigenen Ideen umzusetzen. Ihr großes Interesse im Fach Informatik nutzten sie daher, um verschiedene Anwendungen zu entwickeln und mit einem theoretischen Kontext zu verknüpfen.  

Eine cloudbasierte App für Android und iOS zum kollaborativen Arbeiten nutzen

Wie sehr Digitalisierung und Schule miteinander verknüpft sind, zeigt besonders die Corona Pandemie. Homeschooling zwang Schüler und Lehrer gleichermaßen, sich mit neuen digitalen Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die das gezielte Arbeiten allein, oder in Gruppen ermöglichen. Immer wieder wurde in diesem Prozess aufgezeigt, wie unzulänglich bestimmte digitale Angebote für Schülerinnen und Schüler entwickelt worden sind. Ein Grund mehr für Linus Bierhoff, eine eigene App zu entwickeln und eigens zu programmieren, die das digitale Projektmanagement zwischen Schülern und Lehrern ermöglicht und erleichtert.  

Auf seine Ausarbeitungen bezogen sagt Linus Bierhoff: „Der Titel meiner BLL lautet: „Entwicklung einer cloudbasierten App zum Projektmanagement im schulischen Kontext“ Es geht also um eine iOS- und Android App, mit welcher Schüler gemeinsam ihre Projekte organisieren können. Die App übernimmt dabei viele Aufgaben wie z.B. das Erstellen eines automatisierten Projektplanes. Zusätzlich können die Lehrer über eine Website die Projekte der Schüler einsehen und wissen so über den Stand des Projektes, ihre Recherchen, die Einteilung der Aufgaben etc. bescheid.“ 

Spielend das Programmieren mit eigen konstruierten Robotern erlernen

In unserer gegenwärtigen Zeit ist es besonders wichtig, schon früh ein Gespür für digitale Prozesse zu entwickeln. Um diesen Aspekt spielerisch erlernen zu können, hat Niklas Walla im Rahmen seiner Besonderen Lernleistung einen eigenen Roboter entwickelt und entsprechend programmiert, der es Kindern ermöglicht, die Grundlagen des Programmierens kinderleicht zu erlernen. Da er sich selbst seit einigen Jahren sehr intensiv mit diesem besonderen digitalen Bereich auseinandersetzt, beschreibt er sein Projekt wie folgt: 

Roboter von Niklas Walla

 „Mein Ziel war es, einen Roboter zu bauen, welcher es Schülern spielend ermöglicht, die Grundlagen des Programmierens zu erlernen. Das Thema baut auf dem Informatik-Projektkurs der Q1 auf. Konkret sieht das so aus, dass man am PC ein Programm in der Programmiersprache Python schreibt, welches dann drahtlos auf dem Roboter (einem Rover, Kettenfahrzeug ähnlich) ausgeführt wird. Sensoren, wie ein Abstandssensor oder Knöpfe, machen den Programmablauf interaktiv und Konzepte wie Schleifen und Bedingungen werden durch die Farbbewegungen deutlich dargestellt. Ansprechbare LEDs und ein kleines Display sorgen für eine zusätzliche Visualisierung.“

Kryptowährung – und Blockchain Technologie – so bezahlt man in der Zukunft

Haben Sie schon einmal etwas von der sogenannten Blockchain Technologie gehört? Sie ermöglichte es dem geheimnisvollen Satoshi Nakamoto im Jahr 2009 den sogenannten Bitcoin zu entwickeln, der Ihnen, falls sie frühzeitig investiert haben, nun ein hohes Vermögen eingebracht haben sollte… Aber lassen wir das. Falls all das mit dieser digitalen Kryptowährung zurecht zu kompliziert scheint, hat Juri Kembügler nun die perfekte Lösung – einen appbasierten Kryptowährungs – Schnupperkurs.

Denn Juri Kembügler hat im Rahmen seiner Besonderen Lernleistung, in der er sich unter anderem mit der Zukunft von Kryptowährungen auseinandersetzt, eine Anwendung entwickelt und eigens programmiert, die er folgendermaßen beschreibt:

 „Die Anwendung bietet den Nutzern die Möglichkeit anonym miteinander zu kommunizieren und dabei auch Geld in Form von Kryptowährungen zu versenden. Dabei ist sie nicht auf dritte Parteien, wie Banken und andere Finanzdienstleister angewiesen. Die Anwendung lässt sich jedoch noch durch neue Entwicklungen im Bereich der Kryptowährungen erweitern. So könnten mithilfe des InterPlanetary File System (einem dezentralen Netzwerk, in welchem Dateien gespeichert werden) auch Nutzerdaten und Dateien dezentral gespeichert werden. Eine weitere Möglichkeit wäre mithilfe von Smart Contracts (Verträgen im Ethereum Netzwerk, die die Möglichkeit bieten, Coins (Bezeichnung der Kryptowährung) mit Programmcodes zu verwalten) das gemeinsame Sparen in einer Gruppe zu ermöglichen. Zusammengefasst bietet die Anwendung den Nutzern die Möglichkeit Geld privater schneller und global an andere Nutzer zu versenden. Dabei ermöglicht sie Nutzern mit Kryptowährungen in Berührung zu kommen und dessen Funktionen auszutesten.“

Feminismus und Kirche? Kreativ, ausdrucksstark und innovativ 

Gegenseitige Inspiration, Vision und Zukunftsorientierung, das sind die Schlagwörter, unter denen Nele Just und Helena Minner deutlich zeigen, dass ihre jeweiligen Projekte, die im ersten Moment unterschiedlicher nicht sein könnten, neue Ansichten erschaffen, wenn es darum geht, die Rolle der Frau in der Gesellschaft unter neuen zukunftsweisenden Aspekten zu beleuchten. In ihrem jeweiligen Schaffungsprozess trafen sich die beiden Abiturientinnen daher regelmäßig in Neles Atelier, um ihre persönlichen Sichtweisen und Vorstellungen von der Rolle der Frau, aber auch die Bedeutung der Vielfalt und der Diversität eines jeden Einzelnen in der Gesellschaft zu diskutieren und hervorzuheben.  

Frausein hat viele Gesichter

Kunst und Leidenschaft, wie diese beiden Aspekte zusammengehören, zeigt Nele Just unter dem Titel: „Blicke mit Wirkung – Frauen zwischen individueller Selbstwahrnehmung und konventioneller Fremdbetrachtung“, indem sie neben ihrer theoretischen Ausarbeitung eine Ausstellung im Bunker des Gymnasiums konzipierte, in der sie feministische Ansätze anhand von Plastiken, Skulpturen, Fotografien und Gemälden darstellt. Zu dieser besonderen Motivation sagt sie:

„Das Thema Frausein beschäftigte mich seit dem Zeitpunkt, ab dem mir klar wurde, dass viele Dinge rund um mein Geschlecht tabuisiert und nicht angesprochen werden. Das Thema Feminismus wurde somit immer mehr zum persönlichen Interesse von mir, besonders mit dem Hintergrund, Aufklärung zu schaffen. Die Kunst ist für mich daher ein expressives Ausdrucksmittel und ein Weg, frei zu kommunizieren. Mit ihr möchte ich meine beiden Interessensgebiete, die Kunst und den Feminismus zusammenfügen und somit auch den Konflikt der Position der Frau der immer noch stark männlich geprägten Kunstbranche entgegensetzen. Mit Hilfe von Porträts in Malerei und Fotografie sowie Skulptur und Plastik fange ich Mimiken und Gesten ein und stelle anhand dessen die Schwierigkeiten der weiblichen Selbstfindung künstlerisch dar.“ 

Um ihr Projekt einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, veranstaltet Nele Just jeden Donnerstag bis einschließlich dem 24. Juni von 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr Führungen in ihrem Ausstellungsraum und eröffnet zudem die Möglichkeit, einige ihrer Gemälde käuflich zu erwerben.  

Frausein heißt auch Freundinnen sein! Nele Just (rechts) und Helena Minner (links)

Glauben, Vielfalt und Leidenschaft – das sind die freiheitlichen Werte, die im neuen Gottesdienstformat N8schicht+ mit einer modernen Auffassung des christlichen Glaubens verknüpft werden. Wie diese Visionen in Zusammenhang mit der Wahrnehmung des christlichen Glaubens und der katholischen Kirche in Deutschland gebracht werden können, zeigt Helena Minner in ihrer Besonderen Lernleistung mit dem Titel: „Wie zukunftsfähig ist die katholische Kirche in Deutschland? Die Wirkung des Gottesdienstformats N8schicht+ auf die Weitergabe des Glaubens im 21. Jahrhundert.“ 

Helena Minner mit ihrer gebundenen Ausarbeitung des Gottesdienstformates „N8chtschicht“

In diesem Kontext veranschaulicht sie das in ihrem Team entworfene moderne Gottesdienstformat N8schicht+, welches seit rund einem Jahr im Pastoralen Raum Sundern gefeiert wird und verknüpft es in ihrer schriftlichen Ausarbeitung mit den gegenwärtigen Zukunftskonzeptionen der Katholischen Kirche in Deutschland. Bezogen auf ihre Motivation erklärt sie: 

„Mir war es in diesem Prozess besonders wichtig, die Chancen des christlichen Glaubens in den Vordergrund zu stellen, denn dieser bietet sehr viele Möglichkeiten, eine offene und moderne Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zu begleiten und die Vielfalt der Menschen zu unterstützen. Gerade da jedoch die Thematik einer bunten, diversen und vielfältigen Gesellschaft verbunden mit der Institution Kirche in der gegenwärtigen Zeit gegensätzliche Wahrnehmungen hervorruft, habe ich meine Ausführungen in zwei Teile unterteilt. Im ersten setzte ich mich daher mit eben diesen Wahrnehmungen bezogen auf die Institution auseinander, um dann im zweiten Teil den Fokus auf die Zukunftsfähigkeit des christlichen Glaubens im Kontext moderner Zukunftsvisionen und unseres Gottesdienstformats N8schicht+ zu legen. Da mich mein Glauben schon mein ganzes Leben lang begleitend bestärkt und ich gleichzeitig die gegenseitige Vielfalt, Diversität und Akzeptanz in unserer Gesellschaft fördern möchte, gab mir diese Besondere Lernleistung die perfekte Möglichkeit, mich kritisch mit der Zukunftsfähigkeit der Katholischen Kirche auseinanderzusetzen.“

Linus Bierhoff, Niklas Walla, Juri Kembügler, Nele Just und Helena Minner ermöglichten somit neue Visionen für die Zukunft, indem sie sich kritisch mit gegenwärtigen Situationen auseinandergesetzt haben. Sie nutzten ihre persönlichen Interessen und Leidenschaften um etwas ganz Persönliches zu entwickeln, das dabei hilft, uns auf die Zeit, die vor uns liegt, vorzubereiten.  

Bestärkt durch diese außergewöhnlichen Leistungen fiebern die 5 Abiturientinnen und Abiturienten nun dem Corona konformen Abiball am 19. Juni entgegen, auf dem sie ihren Erfolg gebührend feiern können. 

Denn für viele ermöglicht dieses fünfte Abiturfach neue Chancen und Perspektiven mit Blick in die Zukunft.  Wir können daher gespannt sein, in welchen vielfältigen Kontexten wir diesen 5 Abiturientinnen und Abiturienten noch begegnen werden. Wir sind gespannt! 

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Wenn Sie sich daher näher mit den jeweiligen Ausarbeitungen auseinandersetzen möchten, finden Sie diese als Download auf dieser Seite.  

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